Karriere
Internationaler Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft

Wege in die Wissenschaft können sehr unterschiedlich sein. Für manche ist es Zufall, andere wissen bereits nach ihrer ersten Hausarbeit, dass sie den Forschungsfragen noch tiefer auf den Grund gehen wollen. Wir haben mit vier Wissenschaftlerinnen der ISM über ihre Karriere in der Forschung gesprochen.

Warum hast du dich entschieden, in die Wissenschaft zu gehen?

Prof. Dr. Nicole Joisten: Ich wollte mich noch nie ohne eine Antwort auf die Frage „Warum?“ zufriedengeben. Da war der Weg in die Forschung eigentlich vorbestimmt. In der Praxis wird die Frage nach dem Warum mitunter als lästig empfunden, in der Forschung kann man kaum genug nachfragen. Obwohl mich die Kombination aus praktischer und wissenschaftlicher Tätigkeit besonders anzieht, kann ich mich innerhalb der Forschung ganz besonders für die psychologische Grundlagenforschung begeistern.

Kim Hartmann: Ein früher Schlüsselmoment war meine beeindruckende Tourismus-Professorin (Prof. Dr. Pamela Heise) während des Bachelor-Studiums. Damals dachte ich mir: „Wie schafft man es, andere Menschen so für ein Thema und die Vorlesungen zu begeistern?“ Somit war der weitentfernte Traum, selbst einmal Professorin zu werden, geboren. Im Master-Studium hat mich dann einer meiner Professoren (Tourismus-Koryphäe Prof. Dr. Adrian von Dörnberg) auf die Möglichkeit einer Promotion angesprochen und mich dazu ermutigt. Als „First Generation“-Studentin war ich zuerst skeptisch, ob das der richtige nächste Schritt für mich ist. Letztlich hatte ich aber Lust auf eine weitere Herausforderung und, als sich die Chance auf die Lehrposition an der ISM mit begleitender Promotion ergab, habe ich nicht lange gezögert.

Was begeistert dich am wissenschaftlichen Arbeiten?

Marlén Firmont: Ich lese sehr gerne wissenschaftliche Veröffentlichungen. Dabei lerne ich jeden Tag etwas Neues und muss regelmäßig meine globalen Ansichten kritisch hinterfragen und überdenken. In diesem Prozess habe ich auch sehr viel über mich und meine Denk- und Arbeitsweise gelernt. Es gibt keine Limitierung, wie viel man lernen kann und ich kann mich relativ frei dafür entscheiden, was ich als nächstes erforschen und lernen möchte.

Marlén FirmontMarlén Firmont, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Entrepreneurship Institut

Worum geht es in deiner Forschung?

Mijka Ghorbani: Ich promoviere zum Thema digitale Markenpersönlichkeit, das bewegt sich an einer Art Schnittstelle von Markenführung, Konsumentenverhalten und Psychologie. Mich fasziniert die Idee, dass Menschen dazu neigen, Marken zu personifizieren und zu ihnen Beziehungen aufzubauen, die zwischenmenschlichen Bindungen wie zum Beispiel Freundschaften sehr ähnlich sind. In meiner Forschung geht es schwerpunktmäßig darum, wie neue Technologien und digitale Touchpoints die Wahrnehmung von Marken als Persönlichkeiten und damit auch als Beziehungspartner beeinflussen können.

Marlén Firmont: In meiner Arbeit in einer Unternehmensberatung habe ich festgestellt, dass Entscheidungen von Geschäftsführern und Investoren nur teilweise rational zu begründen waren. Daher wollte ich erforschen, welche subjektiven Wahrnehmungen und unterbewussten Annahmen Investoren bei der Investition in Start-ups und Wachstumsunternehmen beeinflussen.
Meine Forschung kann als Basis dafür dienen, dass Investoren sich weniger von Signalen eines Start-ups blenden lassen, sowie bessere und gerechtere Investitionsentscheidungen treffen. Damit können z.B. Spekulationsblasen und Investitionsverluste verringert werden, aber auch Voraussetzungen geschaffen werden, dass soziale Unternehmungen genauso hohe und häufige Investitionen erhalten wie primär wirtschaftlich-orientierte Unternehmen.

Hast du zwischenzeitlich an deiner Entscheidung, in die Wissenschaft zu gehen, gezweifelt?

Kim Hartmann: Zweifel sind – insbesondere in der Wissenschaft - stetige Begleiter. Jede Veröffentlichung, und erst recht ein umfangreiches und zeitintensives Projekt wie eine Promotion, besteht aus kontinuierlichen Höhen und Tiefen. Meines Erachtens ist der Zweifel jedoch essenzieller Bestandteil der Wissenschaft. „Wissen (er)schaffen“ ohne den Status quo und eben auch eigene Erkenntnisse oder Überzeugungen kontinuierlich zu hinterfragen, ist unmöglich und hat auch wenig mit Forschung zu tun. Nicht umsonst geht es in Kern darum, Annahmen zu widerlegen und nicht darum, sie zu beweisen.

Kim HartmannDoktorandin und Lehrbeauftragte Kim Hartmann

Ganz allgemein betrachtet: Was waren die größten Herausforderungen auf dem Weg zum Doktortitel für dich?

Mijka Ghorbani: Grundsätzlich ist man bei einer Promotion mehr auf sich allein gestellt. Im Gegensatz zu einem Bachelor- oder Master-Studium gibt es nicht die regelmäßigen Vorlesungen oder den täglichen Austausch mit anderen Studierenden – erschwert zudem auch durch die Pandemie. Inhaltlich war die bisher größte Herausforderung das Thema und dann konkrete Forschungsfragen zu definieren. Das Forschungsgebiet war für mich zwar von Anfang an klar, es ist dennoch herausfordernd, eine Forschungslücke zu identifizieren, die nicht zu klein, aber auch nicht zu groß ist.

Kim Hartmann: Die bisher größte Herausforderung war sicherlich die Vereinbarkeit von Job und berufsbegleitender Promotion. Selbst bei einem – auf dem Papier - themennahen Beruf wie der Lehre, bedarf es klarer Grenzen und gutem Zeitmanagement. Diese Balance musste ich für mich erst einmal finden und aktiv lernen, dass auch kleine Fortschritte einen erheblichen Beitrag zum Endergebnis leisten.

Welche Tipps würdest du anderen Frauen mit auf den Weg geben, die vor der Entscheidung stehen, eine wissenschaftliche Karriere zu beginnen?

Mijka Ghorbani: Es ist immer hilfreich, sich mit anderen Studierenden im gleichen Programm auszutauschen, die bereits ein Stückchen weiter sind. Dabei erfährt man viel zu Seminaren, Review-Verfahren usw. Man sollte sich auch klarmachen, dass die Promotion ein Lernprozess ist; man wird ja praktisch zur Forscherin oder zum Forscher ausgebildet. Es ist also ganz normal, wenn man nicht auf Anhieb alle Theorien, Methoden, etc. perfekt beherrscht. Viel wichtiger ist es, immer weiter dazuzulernen und gedanklich offen für Neues zu bleiben.

Kim Hartmann: Traut euch die Wissenschaft zu. Sie braucht eure Perspektive, um zukunftsfähig zu sein. Begriffe wie „Professoren“ und „Forscher“ sind leider nach wie vor sehr männlich, alt und weiß assoziiert. Auch wenn das Gendern sicherlich einen kleinen Beitrag schafft, geht es doch vor allem um eines: representation matters. Da die personelle Zusammensetzung der Wissenschaft noch immer sehr unausgeglichene Stereotype bedient, ist jede diversere Perspektive in Forschung und Lehre ein Gewinn. Und ganz selbstlos gesagt: Ich freue mich auf mehr Frauenpower in der Wissenschaft!

Mijka GhorbaniDoktorandin Mijka Ghorbani

 

Marlén Firmont ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Entrepreneurship Institut der ISM.

Mijka Ghorbani ist Doktorandin im Promotionsprogramm der ISM in Kooperation mit der University of Strathclyde. Sie arbeitet promotionsbegleitend als Beraterin in einer Marketing- und Werbeagentur.

Kim Hartmann ist Doktorandin an der University of Strathclyde und Lehrbeauftragte für Tourismusmanagement und Marketing an der ISM München.

Prof. Dr. Nicole Joisten ist Professorin für Psychologie und Management an der ISM Köln.

Bilder: International School of Management, privat

Vera Schulte

Vera Schulte

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